Archiv für Finanzkrise

Grexit, Graccident oder Grash?

Posted in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft with tags , , , , , on 22. Juni 2015 by arnarscho

Oder: Die griechisch-europäische Draghi-Komödie

Soviel unterhaltsames Politik-Theater war selten.
Deshalb danke an Tsipras und Varoufakis, dass sie endlich mal wieder Leben in die europäische Bude gebracht haben. Mögen die anderen Politiker – vor allem die deutschen – auch noch so genervt sein, mir bereitet es tierisches Vergnügen zu sehen, wie sie gerade vorgeführt werden. Wie ihnen ihre jahrelange, verlogene „Rettungs“-Politik, die aus einem anfangs überschaubarem Problem ein wahres Desaster angerichtet hat, verdientermaßen vor die Füße fällt.
In diesem Schmierentheater dürfen natürlich auch die Schmiermedien nicht fehlen, die sich nur noch so überschlagen vor Hasspropaganda; im Stundentakt erscheinen neue Artikel ohne wirklich neue Informationen, sondern nur einfach mal zum Hetzen über die faulen Pleitegriechen mit Luxusrente, die von unseren hart arbeitenden Steuerzahlern alimentiert werden müssen, wissen schon.

Wenn ich das richtig einschätze, sind diese beiden „Lümmel“ in den Systemmedien zur Zeit sogar noch unbeliebter als die „Aggressoren“ Putin und Lawrow. Alle Achtung! Denn diesen Status bekommt man nicht geschenkt, den muss man sich hart erarbeiten.
Dabei übersehen die Medien ein kleines, aber entscheidendes Detail: Tsipras und Varoufakis wurden nicht gewählt, um die Interessen eines rautenschwingenden Hosenanzugs und einer schwarzen Null auf Rädern zu vertreten, sondern die des griechischen Volkes.
Und das machen sie sehr gut, soweit ich das beurteilen kann. Solche Politiker wünschte ich mir überall in Europa.

Ihre Verhandlungsposition, über die viel gerätselt wird, ist dabei relativ überschaubar: Griechenland hat nichts mehr zu verlieren.
Die Zustände dort ähneln wieder denen nach dem 2. Weltkrieg. In solch einer Situation hat man als aufrechter Politiker keine wirkliche Verhandlungsoption mehr und zu dieser Erkenntnis braucht man auch keine Spieltheorie zu bemühen.

Das bisherige „Rettungs“-Programm hat zum totalen Zusammenbruch der Wirtschaft geführt, zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung und zur vollkommenen Perspektivlosigkeit der Jugend, weil das Programm noch jahrzehntelang so weiterlaufen soll.
Aber vorher muss es nach dem Willen der Raub-Retter noch mal verschärft werden: weitere Rentenkürzungen und Erhöhung der Mehrwertsteuer, also den ärmsten Teil der Bevölkerung vollends abwürgen.

Sadistisch kann man das nur noch nennen; quälen, weil man die Macht hat und weil es anscheinend Spaß macht.
Mit intelligenter Wirtschaftspolitik hat das jedenfalls nicht im Entferntesten zu tun, sondern diese Politik wird den Euro von innen heraus zerstören und Deutschland letztendlich wesentlich mehr kosten als eine vernünftige Lösung.

Wirtschaftliche Verwerfungen gibt es in jedem Währungsraum und werden normalerweise durch automatische Transferzahlungen ohne großes Aufsehen geregelt – zum Nutzen aller.
Das wäre dann aber die Transferunion, ein Wort, das man in Deutschland noch nicht mal erwähnen darf, ohne Gift und Galle zu ernten.
Dabei trägt Deutschland als Hauptwirtschaftsmacht auch die Hauptschuld an der derzeitigen desolaten Situation im Euroland.

Bekanntlich sollte der Euro so stabil werden wie die DM, weil Deutschland das Stabilitätskriterium festgelegt hat: eine Inflationsrate von knapp unter 2%.
Die EZB hat diesbezüglich für den gesamten Euroraum bis zur Krise auch eine Punktlandung hingelegt, aber nur ein Land hat sich daran gehalten: Frankreich.
Ausgerechnet Deutschland hat aber dieses Ziel durch Lohndumping unterwandert und sich so subversiv wirtschaftliche Vorteile verschafft.
Daher läge es auch an Deutschland, den Euro durch kräftige Lohnerhöhungen hierzulande zu retten. Aber ausgerechnet dagegen wehren sich die Neoliberalen und statt hier Wohlstand zu schaffen, werfen sie zusammen mit den Exportüberschüssen das Geld lieber zum Fenster hinaus.

Die Deutschen haben den Begriff der Währungsgemeinschaft nie wirklich als Gemeinschaft, sondern eher als Ausweitung der Kampfzone aufgefasst. Schon Schröder hat bei der Euro-Einführung sinngemäß gesagt, dass er sich auf den Wettbewerb der Volkswirtschaften freue.
Weil solch ein Wettbewerb innerhalb einer Währungsunion aber zwangsläufig in einem Rattenrennen endet, hatte er damit im Prinzip schon das Ende des Euro eingeläutet, bevor er wirklich eingeführt war, und Merkel wird das Werk nun vollenden.

Stirbt Europa, so stirbt der Euro.
So herum macht der Satz nämlich Sinn, und dafür hat Merkel nachhaltig gesorgt.

Höchstens haltbar bis … 2025

Posted in Gesellschaft, Politik with tags , on 25. April 2015 by arnarscho

Es gibt ja gewisse Apologeten, die schon seit Jahren den Untergang des Kapitalismus voraussagen, sich aber auf kein genaues Datum festlegen können.

Ich habe es jetzt errechnet.

Auslöser war eine Studie von Oxfam, die im Januar anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt wurde und laut der das obere 1% die Hälfte des globalen Reichtums besitzt.
Wer exponentielles Wachstum verstanden hat, weiß, was das bedeutet: demnächst gehört denen restlos alles.

Wann „demnächst“ ist, lässt sich aber einfach berechnen:
Bei einer jährlichen Kapitalrendite von – sagen wir mal – 10% (in den Kreisen nicht unüblich), aber einem globalen Wirtschaftswachstum von nur ca. 3%, ist „demnächst“ in ungefähr 10 Jahren.

Spätestens dann werden die oberen 1% feststellen, dass die restlichen 99% gar nicht mehr ihre vielen schönen Produkte kaufen wollen.
Spätestens dann ist Ende.

Euro-Maidan am Main

Posted in Gesellschaft, Politik with tags , , , on 18. März 2015 by arnarscho

Nachdem die für heute angekündigten Blockupy-Proteste zur Eröffnung des Neubaus der EZB schon am frühen Morgen in Gewalt ausarteten, mit Barrikaden und brennenden Autos, fühlt man sich glatt an Kiew erinnert. Auch hätten Autonome versucht, ein Polizeirevier zu stürmen.

Fehlt allerdings noch ein Fernsehauftritt von Merkel, in dem sie die Polizei ermahnt, die friedlichen Demonstranten gefälligst in Ruhe zu lassen, sowie Frau Nuland, die zwischen den Protestierenden herumstolzt und Brötchen verteilt.

Merkel macht den Griechen Mut

Posted in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft with tags , on 12. April 2014 by arnarscho

Manchmal fragt man sich ja, was sich Redakteure denken, wenn sie Titel und Titelbild zusammenstellen, wie in diesem Fall:

merkel-raus

Gesehen bei n-tv.

… wenn andere Abhilfe nicht möglich ist

Posted in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft with tags , , , , , , on 3. Juni 2013 by arnarscho

Na endlich, wurde ja auch langsam Zeit: Frankfurt ist jetzt demokratiefreie Zone.
In Berlin, wo die Marionetten sitzen, darf man noch ein bisschen demonstrieren. Aber nicht mehr in Bankfurt, wo die wirklich Mächtigen die Strippen ziehen. Das nervt nur.
Das Volk hat doch eh nichts mehr zu sagen, was sollen also diese lästigen Demokratie-Spielchen?
Wie gesagt, dafür haben wir doch Berlin. Die dort darf man sogar wählen, ihr könnt ja im Herbst euer Kreuzchen woanders machen und statt der Augsburger Puppenkiste die Muppets-Show wählen, was wollt ihr denn mehr?

Ich war zwar diesmal nicht auf der Blockupy-Demo, aber meine Ex war ziemlich weit vorne dabei, kurz hinter dem späteren Kessel.
Es herrschte Volksfeststimmung, Familien waren mit Kindern unterwegs, keinerlei „Randalierer“, bis plötzlich nach ein paar hundert Metern der schwarze Block in voller Montur im Weg stand.
Angeblich, weil Demonstranten mit Sonnenbrillen und Regenschirmen „vermummt“ und mit Pappschildern passiv „bewaffnet“ waren.
Also vorsätzliche Provokation seitens der Bullen, die jede Deeskalation ablehnten.
Als dann Farbbeutel und zwei, drei bengalische Feuer flogen – also kein Vergleich mit Fußballspielen – musste natürlich hart durchgegriffen werden.

YouTube

Mit Pfefferspray wurde blindlings in die Menge gezielt, auch auf Kinder, ein Journalist musste ins Krankenhaus, andere wurden nicht durchgelassen, trotz Journalistenausweis, und gewählte Abgeordnete der Linken, darunter auch die Vorsitzende Katja Kipping, wurden abgeführt.
Wisst ihr, wann das das letzte Mal in Deutschland der Fall war?

Und was sagt die Bundesregierung dazu? Die Bürger hätten ein Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Versammlungsfreiheit. In der Türkei! Sind unsere Demonstrationen also zu harmlos und werden deshalb nicht als freie Meinungsäußerung anerkannt?

Wie heißt es so schön im Grundgesetz Artikel 20, Absatz 4:

Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Mit „Ordnung“ ist dabei übrigens das Grundgesetz gemeint, das wird hier anscheinend falsch verstanden.

Aber woran erkennt man, dass andere Abhilfe nicht möglich ist?
Nun, ganz einfach, die Bundeskanzlerin verkündet das.
Und das hat sie bereits mehrfach getan, indem sie ihre Politik als „alternativlos“ erklärt hat. Andere Abhilfe scheint also nicht mehr möglich.

Leute, ich rate zum Kauf von Mistgabeln!

Wieso Alternative?

Posted in Gesellschaft, Politik with tags , , on 14. April 2013 by arnarscho

Die Alternative für Deutschland will den Euro abschaffen.
Schön und gut, aber dafür braucht man doch nicht extra eine neue Partei zu gründen. Es reicht doch, wenn man weiterhin Merkel wählt.
Man kann vielleicht einwenden, dass der Weg, den Merkel dazu beschritten hat, nicht der eleganteste ist. Seien wir aber mal ehrlich: wer würde von dieser „klobigen Frau mit der zuversichtlichen Ausstrahlung einer Trauerweide“ (Timur Vermes) denn schon Eleganz erwarten?

Und schließlich hat sie es ja angekündigt: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“.
Diesen Satz haben viele – auch ich – nicht richtig verstanden. Denn eigentlich, so die gängige Argumentation, sei es ja umgekehrt: erst wird die europäische Idee zu Grabe getragen und daran scheitert dann natürlich auch der Euro.

Das Missverständnis rührt daher, dass Merkel den Satz falsch abgelesen hat. Im Original lautet ihre Zukunftsvision nämlich: „Zuerst scheitert der Euro, dann scheitert Europa“.
Wenn sie so weitermacht, behält sie sogar recht.

Neulich aus dem Währungskrieg

Posted in Politik, Wirtschaft with tags , , , on 6. April 2013 by arnarscho

Nachdem die Fed mit ihrem Quantitative Easing (QE) genannten Programm die Welt jahrelang mit Dollars überschwemmt hat, um selbigen abzuwerten – was in deutschen Ohren ja irgendwie abartig klingt -, haben die Japaner jetzt beschlossen, die 1,4-Billionen-Dollar-Bombe zu werfen.
Natürlich in Yen.

Wie dieser Krieg enden wird, ist bekannt:

bernanke-ok

Wir im Euroraum brauchen uns da übrigens keine Gedanken zu machen, bei uns braucht die EZB nicht so viel Geld zu drucken, bei uns sorgen die PolitikerInnen dafür, dass der Euro auf „natürlichem“ Weg – also durch Vertrauensverlust – an Wert verliert.
Deshalb werden sie ja auch Euroretter genannt.

Wieso die Sparguthaben schon weg sind

Posted in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft with tags , , , , , on 28. März 2013 by arnarscho

Dass Dijsselbloem neulich die Wahrheit gesagt hat, in Zukunft müssten auch Bankkunden für die Rettung der Banken haften, erkennt man daran, dass er seine Aussage quasi sofort wieder zurücknehmen musste. So ist das mit der Wahrheit in einer Welt, die auf Lug und Trug aufbaut: sie wird nicht geduldet.
Aber es ist auch nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit sind die Sparguthaben nämlich schon weg, wie die folgende Graphik zur Hebelwirkung der Banken verdeutlicht:

kredithebel
Quizfrage: Wenn die Schulden des Systems und die Hebel der Banken zu groß werden, wer hat dann in dieser Darstellung die „Arschkarte“ gezogen?

Marc-Stephan Arnold beschreibt das in diesem Artikel.

Dijsselbloem macht den Wagenknecht

Posted in Politik, Wirtschaft with tags , , on 26. März 2013 by arnarscho

Wenn er das ernst meint, Zyperns Banken seien kein Einzelfall gewesen, liegt der neue Eurogruppenchef auf einer Linie mit Sahra Wagenknecht, soweit ich das jetzt beurteilen kann.
Sahra Wagenknecht fordert schon seit langem, dass kaputte Banken halbwegs strukturiert abgewickelt werden sollten.
Das entspricht aber nicht der Meinung von Schäuble, versteht sich.
Wenn das mal keinen Ärger gibt!

Zypernkrise fordert erstes Opfer

Posted in Gesellschaft, Wirtschaft with tags , on 23. März 2013 by arnarscho

Boris Beresowski, russischer Oligarch, der in England lebte – also typischer Zyperninvestor – ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Er hatte angeblich finanzielle Probleme.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er seit einer Woche nicht mehr an sein Geld rankommt.