Durch Sparen den Euro retten?

Ich habe mich ja immer gefragt, wie das funktionieren soll, dass man durch Sparen Länder rettet, indem man ihre Wirtschaft abwürgt.
Jetzt hab ich’s verstanden.

Wenn alle fleißig sparen und ihr Geld auf die Bank bringen, kann sich die EU dessen einfach so bedienen, um Länder wie jetzt Zypern zu „retten“, das pleite ist, weil es seine Banken gerettet hat.
Genial!

Die Kunden zahlen jetzt also die Bankenrettung, nicht etwa die Inhaber! Die reagieren nämlich immer sehr verschnupft auf solche Beteiligungen an den Folgen ihrer Taten, denn sie müssten dann am Hungertuch nagen. Und überhaupt, würde das ganze Finanzsystem zusammenbrechen.
Mag sogar sein, aber dann war es sein Geld auch nicht wert.

Die, die tatsächlich am Hungertuch nagen, die Kleinsparer, die sich was für die Rente zurücklegen wollten, sollen deshalb zuerst mal ihren Beitrag leisten. Die sind nämlich nicht systemrelevant, so die gängige Meinung.

Aber um da ranzukommen, muss man erst die Einlagensicherung, die im Euroraum angeblich bis 100.000€ besteht, austricksen. Die Lösung finden unsere findigen Vertreter (wieso erinnern die mich immer an Versicherungs-Vertreter?) dann auch schnell im Kleingedruckten: die Einlagensicherung greift nur im Fall einer Bankenpleite, nicht aber, wenn der Staat pleite ist, weil er Pleitebanken gerettet hat.

Die Folgerung daraus ist: kein Mensch, der gerne ein bisschen Geld sparen möchte, sollte eine Regierung wählen, die Banken rettet, wenn er sein Geld jemals wiedersehen will.

Die Folgen dieses Treibens werden verheerend sein: jetzt ahnt sogar die vielzitierte Tante Erna, dass ihr Geld auf der Bank nicht sooo sicher ist und bunkert es in Zukunft wieder unter der Matratze, wie früher. Scheiß auf die (negativen!) Zinsen.
Dann wird Tante Erna aber plötzlich systemrelevant.
Noch viel mehr gilt das natürlich für Anleger größerer Geldmengen. Die werden ihr Geld jetzt sonstwo in Sicherheit zu bringen versuchen und es von den Banken abziehen.

Damit werden die Banken aber ihrer Geschäftsgrundlage entzogen und der Kapitalismus ist am Ende!
Was Attac und Occupy nicht erreicht haben, erledigen jetzt ein paar EU-Minister am Wochenende. Ich wette, da steckt mal wieder die Merkel dahinter.

5 Antworten to “Durch Sparen den Euro retten?”

  1. So wie der EU-chef Schulz vorgeschlagen hat, ab 25.000,00 € wird erst abgezogen ginge in die richtige Richtung. Und nur wer spekulativ angelegt hat wird zur Kasse gebeten. Aber so scheint doch nun endlich das System zu brökeln. Also, Vorräte anlegen und durch.

  2. Auf so was wird’s jetzt wohl hinauslaufen, aber der Schaden ist angerichtet. Man hätte deshalb besser von vorneherein die Einlagensicherung von 100.000 beachten sollen, auch wenn es juristisch nicht nötig wäre. Denn jetzt haben sie jegliches Vertrauen verspielt.
    Jens Berger hat auf den NachDenkSeiten einen ganz lesenswerten Artikel über die „Nacht der langen Messer“ geschrieben.

    Und Vorräte habe ich auch schon angelegt.

  3. Hier habe ich auch noch einen schönen Kommentar von Dirk Müller gefunden.

  4. […] Arno fragt sich – wieder im Zusammenhang mit Zypern – wie man durch Sparen den Euro retten […]

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