Mir schmerzt

Wenn ich mir anschaue, was in der Ukraine gerade so abläuft, und im Gegensatz dazu die offizielle, vom Propagandaministerium freigegebene Hetzerei Berichterstattung in den deutschen Medien lese, kriege ich Schmerzen, die sich fast schon physisch äußern.

In der Ukraine wurde jetzt mit freundlicher Unterstützung des werteorientierten Westens eine faschistische Regierung an die Macht geputscht, die auch noch hofiert wird, weil der Feind unseres Feindes (zur Erinnerung: die pösen Russen) ja wohl unser Freund sein muss.
Mit dem längerfristigen Ziel der NATO, in Sewastopol einen Schutzschirm gegen iranische Atomraketen, die genauso realistisch sind wie irakische Massenvernichtungswaffen, zu installieren.

Russland wurde im letzten Jahrhundert zweimal vom Westen angegriffen und sieht jetzt schon wieder die Raketen näherrücken.
Dass es das im eigenen Interesse nicht zulassen kann, und deshalb irgendwann reagieren muss, war in diesem Spiel von vorneherein eingeplant, wurde uns aber nicht explizit mitgeteilt.
Geplant war wahrscheinlich massives Blutvergießen, welches dann ein Einschreiten der westlichen Wertegemeinschaft rechtfertigt hätte.
So wie damals im Kosovo.

Eindeutig nicht geplant war hingegen, dass sich Putin innerhalb eines Wochenendes mal schnell die Krim schnappt, und zwar mit Zustimmung des Volkes und ohne großes Blutvergießen.
Weshalb jetzt alle vor Wut schäumen.

Tempogewinn nennt man das im Schachspiel, wenn der Gegner bei der Eröffnung einen Fehler macht, den man dann für die eigene Entwicklung nutzen kann.
Der Fehler in der Eröffnung bestand darin, die Faschisten in die sog. Übergangsregierung zu holen, die dann als erstes mal nichts Wichtigeres zu tun hatten, als die russische Sprache als zweite Amtssprache zu verbieten.
Ja, ich weiß, sie wurden von ihren Sponsoren zwar zurückgepfiffen, aber nicht abgesetzt.

Weil sie noch benötigt werden.

Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, wie diese sog. Übergangsregierung eigentlich zustande kam?
Interessanterweise entspricht sie genau dem, was Victoria („Fuck the EU“) Nuland neulich mit ihrem Botschafter besprochen hat: Jazenjuk wird Premier, Klitschko bleibt außen vor und die EU wird gef!ckt, weil sie, und nicht Amerika, unter den Folgen zu leiden haben wird.

Unter den Folgen, dass jetzt wieder eine Regierung mit faschistischer Beteiligung in Europa an der Macht ist. Denn die Faschos haben die Drecksarbeit die ganze Zeit ja nicht umsonst gemacht.
Und erhalten als Dank u.a. das Verteidigungsministerium, die Geheimdienste und die Generalstaatsanwaltschaft. Drei unsensible Bereiche, die man ruhig den Faschos überlassen kann. Da können sie nichts groß anstellen.

Dann haben sie auch noch einen Vertreter im Ausschuss für Pressefreiheit, der ja mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, weil er Pressefreiheit als „Fresse breit hau“ verstanden hat, und auch noch so dumm war, das auf YouTube hochzuladen.
Als Beweis seiner grenzenlosen Dummheit.

Aber wirklich fassungslos macht mich unsere Qualitätsjournallie, die statt aufzuschreien – schließlich wurde ja ein Journalist verprügelt – den Fall auch noch verharmlost.
Besonders perfide war der Bericht im SPON, in dem es am Ende heißt:

Gäbe es ihn nicht schon – der Kreml müsste einen Mann wie Miroschnitschenko erfinden.

Statt gegen die Faschos anzuschreiben, wird hier unterschwellig noch mal eben schnell Putin diffamiert.

Und wozu brauchen wir jetzt diese Faschisten?

Ganz einfach, weil sie russenfeindlich sind. Sie sollen in der Ukraine eine Progrom-Stimmung hervorrufen, bis es zum Blutbad kommt, die der Westen ja immer gerne inszeniert.
Dann muss Russland zwangsläufig im Osten der Ukraine einschreiten, sprich einmarschieren, eine „unglaubliche“ „Aggression“, auf die die westliche „Wertegemeinschaft“ „entschlossen“ und „glaubhaft“ reagieren muss.
Und Uschi, die es ja anscheinend kaum erwarten kann, darf dann ihre Kinder marschieren lassen. Praktischerweise können ja die Truppen, die wir demnächst aus Afghanistan abziehen, in der Ukraine eine Zwischenlandung machen.

Und dann gibt es noch folgendes, nicht sonderlich originelle, aber immer wieder bewährte Szenario:

Diese Übergangsregierung ist ja von niemandem außer von Frau Nuland und ihren dunklen Hintermännern ausgehandelt worden.
Faschisten sind aber meist nicht sonderlich demokratisch eingestellt und geben ihre Macht nur ungern ab. Wahlen mögen sie auch nicht wirklich.
Wie also verhindern, dass sie demnächst abgewählt werden?
Ganz einfach: indem gar nicht mehr gewählt wird.

Dazu braucht man nur so etwas wie einen Reichtagsbrand zu inszenieren, woraufhin der nationale Notstand ausgerufen wird, während dieser Zeit, die mitunter sehr lange dauern kann, verfassungsgemäß keine Wahlen stattfinden.

Dann haben es die Friedensnobelpreisträger Obama und EU mit geeinter Kraft geschafft, Faschismus und Krieg zurück nach Europa zu bringen. Und ganz vorn wieder mit dabei: mir schmerzt bei dem Gedanke.

Soweit meine bescheidene Meinung.

Aus Gründen der political correctness möchte ich aber auch noch die andere Seite zu Wort kommen lassen: Ewald Stadler, ein stramm konservativer, also keiner kommunistischen Umtriebe verdächtiger, österreichischer Abgeordneter im EU-Parlament, der als Wahlbeobachter neulich auf der Krim war.

Sehr empfehlenswert, der Mann scheint zu wissen, wovon er spricht:

YouTube

8 Antworten to “Mir schmerzt”

  1. Wenn du deine Schmerzen noch ein wenig steigern möchtest, dann guck dir mal die letzte Maischberger-Sendung an (mit dem Gysi, der Steinbach(!), dem Scholl-Latour(!!), dem Teltschik(!!!), usw).

    Was da abgeht kann man fast nicht glauben. Die Maischberger fragt so ungefähr alle 10 Minuten „jaaa aber… wann gibt’s denn jetzt endlich Krieg?“. Man sieht den Sabber fast schon laufen. Und jedesmal sagen die Gäste quasi „na, jetzt komm‘ se ma wieder runter“ und dann wartet sie ein paar Minuten und fragt den nächsten „aber… WANN GIBZ JEZZ ENDLICH KRIEG?!?!“

    Der Gysi darf natürlich keinen Satz zuende sagen.

    Ich saß echt fassungslos vor der Glotze. SO eine Farce habe ich schon lange nicht mehr live gesehen…

    • Danke für deinen freundlichen Ratschlag, aber mir genügen die Schmerzen schon, die ich verspüre, wenn ich nur die „Sekundärliteratur“ zu diesen Talkshows überfliege.
      Es ist unerträglich.

      • Ja, es ist echt schlimm geworden. Ich frage mich immer wieder, wie Leute sowas für „Information“ halten können. Echt jetzt. Z.B: meine Eltern. Das ist so derb, da stehe ich manchmal echt total hilflos da und könnte mich bis zur Besinnungslosigkeit facepalmen.

  2. Das Europa in einen Krieg gegen Russland gequatscht wird war doch mindestens klar, als die Scharfschützen der verschiedenen Seiten „im Teamwork“ auf die Demonstranten schossen.

    Ich frage mich die ganzen Zeit, ob die Menschen hier bei uns nicht verstehen wollen oder verstehen können. Ich stehe fassungslos vor der Naivität (auch vor der von so manchem von mir hoch geschätzter Blogger), die wirklich an das Märchen vom bösen Russen glauben und, noch mehr daran glauben, ein Krieg gegen Russland wäre zu gewinnen. Dabei müssten doch gerade wir Deutschen wissen, dass spätestens im Winter der russische Bär an Widerstand, Größe und Kraft gewinnt.

    Was ich, wie Du Arno, denke, ist, dass die Amis der treibende Motor sind. Die (Ex)Großmacht ist seit langem pleite und braucht dringend ein vernünftiges Konjunkturprogramm. Da lohnt es sich doch, so ein großartiges und vorher nie da gewesenes Feindbild zu aktivieren, gegen das man die Krieg führen kann. Gegen China geht das nicht, denn die könnten ja mit einem Handstreich die USA in den Orkus der Geschichte schieben, weil die Amerikaner wirtschaftlich so sehr von denen abhängig sind.

    Aber Europa darf soll und muss die Zeche bezahlen. Ob die von der Leyen ihrer eigenen Brut auch eine Uniform anzieht und sie dorthin schickt, um amerikanische Interessen zu vertreten? Und was, wenn der Plan nicht aufgeht? Schicken sie dann auch wieder die alten Männer und Kinder in den Tod, wie schon so oft in der Geschichte vom Krieg geschehen? Die Dicken und Ungelenken sollen ja schon wieder dürfen. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die Freiwilligkeit zum Sterben für die Wirtschaft, wieder zur Zwangsrekrutierung umbeschlossen wird.

    • Hallo Olaf,

      wer mir ja wirklich leid tut in diesem „great game“, das grad gespielt wird, sind die ehrlichen und aufrichtigen Demonstranten vom Maidan, die es ja auch noch gibt, und die auf eine bessere Ukraine hofften. Sie wurden übelst missbraucht.

      Stattdessen bekommen sie jetzt einen „failed state“, der demnächst von den westlichen Rettern, allen voran der IWF, den Todesstoß, ääh, sorry, marktkonforme Strukturreformen, verpasst bekommt.

      Streichung der Gassubventionen fürs breite Volk, Kürzung der Renten, usw. wird die Stimmung nicht verbessern.
      Es wird viel Blutvergießen geben, am Schluss wird die Ukraine in Ost und West geteilt, und dazwischen eine Mauer gebaut, bzw. Raketen aufeinander gerichtet.

      Aber man muss ja auch die positiven Seiten sehen: die Westukraine, die dann ja an uns fällt, soll über allerbeste Ackerböden verfügen, bei einer vollkommen verarmten Bevölkerung.
      Das verspricht Schnäppchenpreise.

      • Die Ukraine als neue BRD-DDR… Na klar, Du hast recht, so habe ich das noch gar nicht gesehen! Nur mit einem geteilten Land kann auf Dauer ein Bedrohungszenario zwischen Ost und West aufgebaut und aufrecht erhalten werden. Der Drops mit dem Terrorismus ist ja mittlerweile so dermaßen abgelutscht, das glauben ja nicht mal mehr die überzeugtesten Anhänger der Neocons.

        Da bleibt nur noch zu hoffen, dass sie ihre Atombomben in der Versenkung lassen und sich lieber gegenseitig ihre ferngesteuerten Drohnen vom Himmel schießen.

        Aber ja, ich weiß, das ist naiv…

  3. […] der arnarscho kommt nach ewigen Zeiten mal wieder hinterm Ofen hervor gekrochen und schreibt was Lesenswertes zur Ukraine: "Mir schmerzt". […]

  4. Lieber Arno, vielen Dank für diesen schönen Artikel!
    Nachdem köhler zurückgetreten ist, weil er vesehentlich die Wahrheit gesagt hat: über militärische Einsätze zur Sicherung von Handelswegen usw., hat sich Freu-lein von der alten Leier mit ihrem dringlichen Bedürfnis, die NATO an der Grenze zu verstärken, unter Umständen mal eben so strafbar gemacht, dass das Mindestmaß bei 10 Jahren liegt. Kriegsvorbereitende Maßnahmen nennt man sowas. Das würde natürlich heißen, dass man die (falls das wirklich stattfinden sollte) deutsche Beteiligung im Nachhinein als im Voraus geplant unzweifelhaft darlegen kann. Das dürfte schwierig sein. So ein Angriffskrieg ist ja nur halb so wild. NUR DIE VORBEREITUNG ist strafbar!

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